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Erfahrungen u. Entwicklungen


Vortrag im Rahmen des Landespflegetages 2001
“Ehrenamt und Professionalität”


Datum :   10.05.2001

Ort :   Haus der Wirtschaft, Stuttgart

Thema :    “Erfahrungen und Entwicklungen des Ehrenamtes in der stationären Altenpflege”

    Referenten :  Norbert Kern, August-Kayser-Stiftung, Pforzheim
    Ludger Schmitt, Altenpflegeheim Sonnhalde, Neuenbürg

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Inhaltsverzeichnis

1. Begrüßung / Vorstellung
1.1. Altenpflegeheim Sonnhalde
1.2. August-Kayser-Stiftung
1.3. Arbeitskreis der Ehrenamtlichen Pforzheim/Enzkreis

2. Mögliche Einsatzorte
2.1. Cafeteria
2.2. Beschäftigungstherapie
2.3. Besuchsdienst
2.4. Sterbebegleitung
2.5. Gottesdienstkreis
2.6. Kaffeenachmittage
2.7. Wochenend- Gruppe
2.8. Fahr/Begleitdienste
2.9. Musikanten
2.10. Heimfürsprecher

3. Technische Dinge
3.1. Gesetzliche Unfallversicherung durch die Berufsgenossenschaft
3.2. Haftpflichtversicherung
3.3. Vergütung/Aufwandsentschädigungen
3.4. Bescheinigungen
3.5. Arbeitslos und engagiert ?

4. Der Aufbau einer Gruppe von Ehrenamtlichen
4.1. Konzeptionelle Überlegungen
4.2. Informationen und Kontakte
4.3. Rekrutierung der Ehrenamtlichen 

5. Die Erwartungen der Beteiligten – Ein “Streitgespräch” oder “strittige Punkte”?

6. Anforderungen an die ehrenamtlichen Mitarbeiter
6.1. Generelle Anforderungen
6.2. Zusätzliche Anforderungen an Besuchsdienst- und Sterbebegleitungsgruppen
6.3. Bedingungen für den Einsatz im Pflegeheim
6.4. Die “Pflege” der Ehrenamtlichen durch den Träger

7. Themen zur Information und Schulung der Ehrenamtlichen

8. Resümee
8.1. Erwartungen der einzelnen Gruppierungen
8.2. Probleme der einzelnen Gruppierungen
8.3. Die einzelnen Gruppierungen als Gewinner

9. Thesen für die zukünftige Entwicklung der ehrenamtlichen Arbeit in der Altenhilfe
9.1. Thesen zur Altenhilfe
9.2. Thesen zur ehrenamtlichen Arbeit
9.3. Thesen zur sozialpolitischen Bedeutung

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1.  Begrüßung und Vorstellung

1.1.  Altenpflegeheim Sonnhalde, Neuenbürg

Mein Name ist Ludger Schmitt. Ich bin verheiratet und habe einen kleinen Sohn. Seit meinem 17. Lebensjahr (1980) war ich im ehrenamtlichen ambulanten Altenhilfsdienst der Stadt Karlsruhe tätig. Hier betreute ich 1-2 mal wöchentlich eine ältere, schwerbehinderte Dame, die noch zu Hause wohnte. Einkaufen, putzen, kochen, erzählen, Kaffee trinken, Begleitung zu Veranstaltungen (Seniorenkreise, Faschingsveranstaltungen, Theater usw.) gemeinsame kleinere Ausflüge und Besuche von Bekannten und Verwandten zählten zu meinen Hauptaufgaben.

Nach mehreren Krankenhausaufenthalten der älteren Dame und zunehmender Pflegebedürftigkeit reichte meine Hilfe, die der Sozialstation und des Essens auf Rädern nicht mehr aus. Sie musste in ein Pflegeheim umziehen, wo sie nach mehrjähriger guter Pflege im Dezember 1999 verstarb.

Der ehrenamtliche Dienst an einem Menschen hat meinen Lebensweg stark beeinflusst. Wollte ich zum damaligen Zeitpunkt noch Tierarzt werden, wurde mein Interesse durch diese Arbeit immer mehr auf die Altenhilfe gelenkt.

Auch die Auseinandersetzung mit damaliger Lektüre und Nachrichten über Missstände in Altenheimen hat mich dazu bewogen, meinen beruflichen Weg in Richtung Altenarbeit einzuschlagen.

Nach dem Abitur und der Ableistung des Grundwehrdienstes, studierte ich in der Katholischen Fachhochschule in Freiburg von 1986 bis 1991 Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt “Altenarbeit”.

Seit November 1991 bin ich als Heimleiter des Altenpflegeheims Sonnhalde in Neuenbürg bei Pforzheim tätig. Träger der Einrichtung ist der Evangelische Diakonissenverein Siloah in Pforzheim, der noch zwei weitere Altenwohn- und Pflegeheime, ein Krankenhaus, eine Kindertagesstätte und zwei Schulen für Alten- und Krankenpflege betreibt.

Die fast familiäre Einrichtung bietet Platz für 70 pflegebedürftige Menschen auf Dauer und einen zur Kurzzeitpflege. Unsere Heimbewohner werden neben 70 hauptamtlichen Mitarbeitern im Pflegedienst, Hauswirtschaft, Haustechnik und Verwaltung auch von fast 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern betreut.

Unsere Heimbewohner erhalten neben einer fachgerechten Pflege auch die Möglichkeit sich an verschiedenen Gruppen- und Einzelangeboten zu beteiligen. Kochgruppe, Gedächtnistraining, Kunsttherapie, Männerclub usw., Ausflüge/Kaffeefahrten in die nähere Umgebung und zu externen Veranstaltungen, eine einwöchige Freizeit pro Jahr und verschiedene Feste und Feiern sowie religiöse Angebote können das Leben unserer Bewohner bereichern.

Ergänzend zu unserem “professionellen Angebot” findet die Arbeit unserer Ehrenamtlichen in der Kaffeenachmittags- Gruppe, zwei Gottesdienst- Gruppen, der Wochenend- Gruppe und der Hospiz- Gruppe großen Anklang bei Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen.

1.2.  August-Kayser-Stiftung

Die August-Kayser-Stiftung ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie wurde 1910 in Pforzheim von dem Bankier August-Kayser gestiftet, damit die alten und betagten Menschen seiner Heimatstadt ein zu Hause finden konnten.

Seit dieser Zeit ist die August-Kayser-Stiftung als Anbieter der stationären Altenhilfe tätig. Durch zwei Erweiterungsbauten vergrößerte sich die Einrichtung in ihrer Kapazität auf 158 Pflegeplätze. Zur Zeit verteilen sich die Bewohner vor allem auf die Pflegestufen I bis III. Altenheimbewohner leben kaum noch in der Einrichtung. 1983 wurde ein beschützender Wohnbereich mit 23 Belegplätzen integriert.

Seit 1992 bietet die August-Kayser-Stiftung bis zu fünf Kurzzeitpflegplätze an, die vor allem in den Sommermonaten stark nachgefragt werden.

1998 wurde zur Erweiterung der Dienstleistungen ein ambulanter Pflegedienst gegründet, der die Grund- und Behandlungspflege, hauswirtschaftliche Angebote sowie Mahlzeitendienste anbietet. Die Orientierung des mobilen Dienstes ist sehr stark gemeinwesenorientiert und daher auf die nähere Umgebung der stationären Einrichtung beschränkt. Zur Zeit werden ca. 35 Menschen regelmäßig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes versorgt und zusätzlich ca. 25 Haushalte mit Mahlzeiten beliefert, die alle frisch zubereitet werden.

Zur Komplettierung des Angebotes wurde Ende 2000 eine Tagespflegeeinrichtung integriert, die ebenfalls stark gemeinwesenorientiert ist. Die 10 bis 12 Gäste können das Angebot der Betreuung an 365 Tagen im Jahr, in der Zeit von 6.30 Uhr bis 20.00 Uhr nutzen.

Auf Nachfrage einzelner Nutzer der Kurzzeit- und Tagespflege entschloss sich die August-Kayser-Stiftung im Januar 2001 auch einen Versorgungsvertrag für die Nachtpflege zu beantragen. Dieses Angebot wird seither sporadisch, aber dennoch kontinuierlich angefragt.

Somit nutzen also ca. 230 Menschen die Angebote der ambulanten, teilstationären und stationären Dienste. Insgesamt stehen für die vielfältigen Aufgaben der August-Kayser-Stiftung ca. 130 bezahlte, also hauptamtliche MitarbeiterInnen zur Verfügung.

Neben den hauptamtlichen MitarbeiterInnen sind seit langem die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ein fester Bestandteil der August-Kayser-Stiftung. Zur Zeit kann die Einrichtung auf die Dienste von ca. 60 Personen zurückgreifen, die in ihrer Freizeit für die HeimbewohnerInnen auf ehrenamtlicher Basis zur Verfügung stehen. Sie arbeiten in drei Teilgebieten des Hauses:

1.2.1.  Cafeteria

Die Cafeteria der August-Kayser-Stiftung hat täglich von 13.00 bis 17.30 Uhr geöffnet. Sie steht allen HeimbewohnerInnen und Angehörigen, aber auch externen Gästen des Hauses offen. Die Bewirtung der Gäste wird durch insgesamt ca. 30 ehrenamtliche Personen sichergestellt. Diese rekrutieren sich, seit nunmehr 20 Jahren, vor allem aus den Kirchengemeinden des Stadtteiles und zweier Nachbarorte. Durch den Einsatz der unbezahlten Kräfte können einerseits die Produkte zum Selbstkostenpreis verkauft werden bzw. andererseits – und dies ist der entscheidende Punkt – die Kommunikation mit den ehemaligen “Nachbarn und alten Bekannten” weiter gepflegt werden.

1.2.2.  Beschäftigungstherapie

Außer den 8 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen kümmern sich noch 6 ehrenamtliche Personen um diesen Arbeitsbereich. In der Regel arbeiten sie kooperativ zusammen. Teilweise sind die Ehrenamtlichen aber auch in der Schlussfertigung der handwerklichen Produkte tätig. Auch diese Gruppe existiert seit fast 20 Jahren

1.2.3.  Besuchsdienst- und Sterbebegleitungsgruppe

1994 wurde diese Gruppe gegründet, um vielen Heimbewohnern, die keinen oder sehr wenig Besuch erhielten, zusätzliche Ansprechpartner zu vermitteln. Die ehrenamtlichen Helfer besuchen dabei grundsätzlich immer nur eine Person, um eine konkrete und damit dauerhaft Beziehung zu schaffen. Im Laufe der Zeit hat sich die Zahl auf insgesamt 28 Personen erhöht – ohne dass eine Person diese Gruppe seither verlassen hat! Die Verpflichtung der Ehrenamtlichen bezieht sich auf das regelmäßige Besuchen eines Heimbewohners. Der Einsatz innerhalb der Sterbegleitung ist freiwillig und wird bisher tendenziell zögerlich nachgefragt.

An die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen werden grundsätzlich keine Zahlungen oder Aufwandsentschädigungen gezahlt. Letzteres ist sicherlich auch deshalb unproblematisch, weil fast alle Personen aus der näheren Umgebung bzw. dem Stadtgebiet kommen. Aufmerksamkeiten von Seiten der August-Kayser-Stiftung erfolgen durch die Einladung zum Mitarbeiterausflug, einem kleineren Geburtstags- und einem etwas größeren Weihnachtsgeschenk. Neben diesen materiellen Zuwendungen erfolgt eine regelmäßige Betreuung und Begleitung der Personen; dies gilt vor allem für die Besuchsdienst- und Sterbebegleitungsgruppe, für die einmal monatlich ein Informations- und Austauschabend vorgesehen ist.

1.3.  Arbeitskreis der Ehrenamtlichen Pforzheim/Enzkreis (Kooperation)

Herr Kern und ich sind als Vertreter unserer Einrichtungen u.a. Mitglied im Arbeitskreis der Ehrenamtlichen an Krankenhäusern und Pflegeheimen im Enzkreis und der Stadt Pforzheim (www.ehrenamtliche.de).

Dieser Arbeitskreis wurde 1999 von Frau Lilo Kallfass, Leiterin des “Lila Helferkreises” in der Kreisklinik Neuenbürg ins Leben gerufen.

An dem Arbeitskreis beteiligen sich mittlerweile 8 Einrichtungen der Altenhilfe, 3 Krankenhäuser und eine Beratungsstelle aus Pforzheim und dem Enzkreis.

Finanzielle und zum Teil fachliche Unterstützung (Kosten für Öffentlichkeitsarbeit, Weiterbildungsveranstaltungen, Porto, Telefon und Administration) erhält die Gruppe aus Mitteln für ”Bürgerschaftliches Engagement” vom Landratsamt Enzkreis und der Stadt Pforzheim sowie aus Mitteln des “PS- Sparens” der Sparkasse Pforzheim.

1.3.1.  Ziele des Arbeitskreises, der sich 3-4 mal im Jahr trifft :

- Gedankenaustausch
- Gegenseitige Hilfe
- Zusammenarbeit mit der Altenhilfefachberatung des Enzkreises u. der Stadt Pforzheim
- Aktivierung bestehender ehrenamtlicher Gruppen
- Gewinnung von neuen ehrenamtlichen Mitarbeitern
- Hilfe bei der Gründung neuer Gruppen
- Organisation von Fortbildungsveranstaltungen u. Seminaren
- Organisation eines großen Treffens aller Ehrenamtlicher pro Jahr
- Öffentlichkeitsarbeit
- Informationen über den Dachverband (EKH)

Doch nun zu den möglichen Einsatzorten der Ehrenamtlichen in der stationären Altenhilfe wie z.B. Altenheime, Pflegeheime, Betreutes Wohnen, oder Kurzzeitpflegeeinrichtungen :

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2.  Mögliche Einsatzorte in der stationären Altenhilfe :

2.1. Cafeteria

Viele Einrichtungen verfügen über eine Cafeteria in denen es sich hauptsächlich Heimbewohner und deren Angehörige bzw. Besucher gemütlich machen und bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen ein Schwätzchen halten können.

Unterhalten mit den Gästen, Kaffe, Getränke, Eis, Kuchen (z.T. selbstgebacken) usw. ausgeben bzw. abräumen und weiterversorgen des gebrauchten Geschirrs gehören zu den Haupttätigkeiten in diesem Bereich.

Ohne den Einsatz von Ehrenamtlichen wäre der Betrieb eines so wichtigen Kommunikationspunktes besonders in kleineren Einrichtungen oft nicht möglich, da die personellen Ressoursen für diese Tätigkeiten meist nicht vorhanden sind. Zudem müßten die Cafeteriagäste einen wesentlich höheren Preis für das Bestellte bezahlen, was besonders den Bewohnern, die auf Mittel der Sozialhilfe angewiesen sind u.U. zu schaffen machen könnte.

2.2. Beschäftigungstherapie

Die sogenannte Beschäftigungstherapie oder Aktivierung hat zum Glück in nahezu alle Einrichtungen der Altenhilfe Einzug gehalten.

Leider wird dieses wichtige und für das Wohl des Bewohners notwendige Angebot nicht in erforderlichem Rahmen von der Pflegeversicherung gewürdigt. Die Heime müssen deshalb Stellen aus dem Bereich der Pflege kürzen, wenn eine hauptamtliche Stelle in dem Beschäftigungsbereich geschaffen werden soll.

Art und Umfang der Beschäftigungsangebote legt das Heim selbst fest.

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer können hierbei mit ihren Fähigkeiten oder Hobbys zur Erweiterung oder Unterstützung der Angebote beitragen (Basteln, Nähen, Flicken, Gärtnern, Kochen usw.)

2.3. Besuchsdienst

Eines der wohl wichtigsten und für den einzelnen Heimbewohner notwendigsten ehrenamtlichen Tätigkeitsbereich ist der Besuchsdienst.

Hiervon profitieren besonders Bewohner, die selten oder nie Besuch bekommen.

Die Ausgestaltung richtet sich ganz nach den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Bewohners und dem Engagement des Ehrenamtlichen Helfers. Gespräche, vorlesen, diskutieren, spazieren gehen, mit dem Rollstuhl ausfahren, kleinere Besorgungen machen oder einfach nur die Hände halten und für eine gewisse Zeit für einen Menschen da sein, charakterisieren diesen Dienst.

2.4. Sterbebegleitung

Mit der Hospizbewegung kam auch Bewegung bei der Sterbebegleitung vieler Altenpflegeheime.

Die Begleitung Sterbender wird in der Regel von den Einrichtungen organisiert.

Neben Angehörigen und hauptamtlichen Mitarbeitern erfahren immer mehr Heime Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Gruppen.

Im Enzkreis z.B. können speziell geschulte Ehrenamtliche über den “Hospizdienst Westlicher Enzkreis” angefordert werden.

In manchen Einrichtungen bestehen bereits selbständige Hospizdienste. Aber auch einzelne Ehrenamtliche unterstützen die Häuser.

Diese Tätigkeit verlangt sowohl von haupt- als auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern ein hohes Maß an Einfühlsamkeit, Fachkenntnis und Selbstwahrnehmung. Und vor allem Zeit, die von der Pflegeversicherung nicht honoriert wird.

Ohne ehrenamtliche Mithilfe müßten wesentlich mehr sterbende Menschen auf eine Begleitung verzichten.

2.5. Gottesdienstkreis

Religiosität nimmt bei der Mehrzahl der in deutschen Altenpflegeheimen zur Zeit lebenden Menschen einen hohen Stellenwert ein. Da ein Kirchgang in die gewohnte Gemeindekirche nur noch in den seltensten Fällen möglich ist, bieten viele Heime Andachten und Gottesdienste zum Teil in eigenen Andachtsräumen oder Kapellen an.

Gemeindepfarrer, Heimleiter oder andere ehrenamtliche Gemeindemitglieder führen diese durch. Ohne die Unterstützung von ehrenamtlichen Hol- und Bringdiensten (Begleitdienste) wäre eine regelmäßige Teilnahme der Heimbewohner nicht in dieser Form möglich. In unserer Einrichtung, gehört auch die Vor- und Nachbereitung des Andachtsraumes sowie die Unterstützung der Bewohner beim Singen und Beten dazu.

2.6. Kaffeenachmittage

Große Freude und Vergnügen bereitet vielen Heimbewohnern Veranstaltungen mit Kaffee und Kuchen.

Die selbständige Durchführung von Kaffeenachmittagen mit Programm (Geschichten, Gedichte, Witze vorlesen und singen usw.) bietet dem Bewohner Abwechslung und Geselligkeit. Zu den Aufgaben der Ehrenamtlichen zählen die Organisation und Durchführung des Nachmittages, Begleiten der Bewohner zur Veranstaltung und wieder zurück in den Wohnbereich, Ausgabe von Kaffee und Kuchen, Hilfestellung beim Essen und Trinken sowie die Durchführung der Programmpunkte.

Zum Teil werden zu dieser Veranstaltung auch externe Gruppen wie z.B. Musikgruppen, Kindergarten, Chöre usw. eingeladen.

Diese Gruppierungen treten in der Regel ebenfalls unentgeltlich auf und wirken demzufolge ehrenamtlich mit.

2.7. Wochenend- Gruppe

Bedingt durch die relativ geringen Personalbestände in den Heimen, halbiert sich die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter gerade an Wochenenden und Feiertagen. Es können in der Regel nur noch die notwendigsten Aufgaben erledigt werden. Davon sind besonders die Heimbewohner betroffen. Durch den größeren Zeitdruck für das Personal leidet besonders die notwendige Zuwendungen an den Einzelnen.

Hier können Ehrenamtliche einen Ausgleich schaffen.

Besonders die Mithilfe bei der Verteilung und Hilfestellung bei der Einnahme von Mahlzeiten, können dazu beitragen, daß die Heimbewohner nicht einfach “abgefüttert” werden.

Natürlich sind an dieser Stelle auch alle Möglichkeiten des Besuchsdienstes (siehe c.) zu erwähnen.

2.8. Fahrt/Begleitdienste

Endlich einmal wieder die Heimatstadt oder das eigene Haus, in dem man vor dem Heimeinzug Heimat hatte, sehen ... das ist ein oft unerfüllter Wunsch von Heimbewohnern, der weder von Angehörigen, noch der Einrichtung erfüllt werden kann.

Die meisten Heime verfügen über Kleinbusse, die zum Teil sogar für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Doch mangelt es oft an personellen Kapazitäten. Ehrenamtliche mit Führerschein können, nach Einweisung in das Fahrzeug, diesen Wunsch in Erfüllung gehen lassen.

Auch die Begleitung zum Arzt oder zum Einkaufen wird in einigen Heimen bereits durch Ehrenamtliche angeboten.

2.9. Musikanten

Musik begleitet einen großen Teil unseres Lebens und hält Geist und Seele zusammen. Auch für die jetzigen Bewohner von Altenhilfeeinrichtungen stellt Musik ein Stück Lebensqualität dar. Normalerweise spielt sie jedoch nur aus dem Radio. Außer bei einzelnen Festen, zu denen Musikanten aufspielen. Seit einigen Jahren freuen sich die Heimbewohner verschiedener Einrichtungen über den regelmäßigen Ohrenschmaus.

2.10. Heimfürsprecher

Nach dem Heimgesetz, dem alle Einrichtungen der stationären Altenhilfe unterliegen, wird die Mitwirkung des Heimbewohners gefordert. Hierzu ist ein sogenannter Heimbeirat, der von den Bewohnern als Interessenvertretung gewählt werden soll verpflichtend. Durch den immer größer werdenden Anteil an schwerstpflegebedürftigen oder dementen Bewohnern wird die Gründung eines solchen Heimbeirates, besonders in kleineren Einrichtungen immer problematischer. In diesem Fall kann ein sogenannter Heimfürsprecher vom Heim der Heimaufsicht vorgeschlagen werden. Diese prüft die Eignung des zukünftigen Heimfürsprechers und setzt ihn anschließend ein.

Im Altenpflegeheim Sonnhalde übernimmt diese ehrenamtliche Tätigkeit eine sehr engagierte ehemalige Angehörige einer Bewohnerin. Sie besucht regelmäßig alle Bewohner und kümmert sich um deren Belange, Vorschläge und Klagen.

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3.  Technische / rechtliche Dinge

 

3.1.  Gesetzliche Unfallversicherung durch die Berufsgenossenschaft :

Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Wohlfahrtspflege sowie Hilfsorganisationen für Unglücksfällen sind gesetzlich verpflichtet ihre Mitarbeiter gegen Gesundheitsrisiken, die im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit stehen über eine Berufsgenossenschaft zu versichern. Hierzu gehören unter anderem die Folgen durch Arbeitsunfälle, Unfälle auf Dienstwegen/Fahrten und Unfälle die sich auf direktem Weg zwischen Wohnung und Arbeitsstelle ereignen.

Unter diesen Schutz fallen auch Ehrenamtliche im sozialen Bereich. Die Einrichtung muß lediglich ein mal pro Jahr die Anzahl der Ehrenamtlichen (nicht die Namen) an die Berufsgenossenschaften melden und braucht für diese keine separaten Versicherungsbeiträge zu entrichten.

Im Schadensfall muss der Ehrenamtliche natürlich nachweisen, dass er absprachegemäß tätig war. Spontane Eigeninitiative fällt nicht unter den Versicherungsschutz!

Die Leistungen der Berufsgenossenschaft sind Heilbehandlung, Rehabilitation (Krankenkasse ist für Arbeitsunfälle nicht zuständig) und ggf. Unfallrente. Für letztere wird bei Ehrenamtlichen ein fiktives Einkommen von knapp 3000 DM zugrunde gelegt.

Es ist deshalb anzuraten zusätzlich seine private Unfallversicherung beizubehalten, die dann auch die restlichen Unfallrisiken außerhalb des Ehrenamtes abdeckt.

3.2. Haftpflichtversicherung :

Wenn der Ehrenamtliche im Rahmen seiner Tätigkeit andere Personen oder Sachen schädigt, ist gesetzlich geregelt, dass die Trägerorganisation dafür eintreten muss. Die Ausnahme wäre bei grober Fahrlässigkeit gegeben, was aber praktisch jedoch nie vorfällt.

Die Mehrzahl der Einrichtungen verfügt deshalb über einen entsprechenden Versicherungsschutz für ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Bei der Haftpflichtversicherung raten wir das selbe wie für die Unfallversicherung : Beibehaltung der privaten Versicherung !

Beschädigt ein Heimbewohner Sachen eines haupt- oder ehrenamtlichen Mitarbeiters, muss der Heimbewohner für den Schaden aufkommen. In Anbetracht eines hohen Anteiles an Sozialhilfeempfängern, der in der Regel den angerichteten Schaden nicht begleichen könnte bzw. sich keine Haftpflichtversicherung leisten kann, schließen viele Einrichtungen eine Gruppen- Haftpflicht- Versicherung, in der alle Heimbewohner eingeschlossen sind, ab.

Zusammenfassend läßt sich sagen: Für Ehrenamtliche im sozialen Bereich besteht in der Regel über den Träger kostenloser Versicherungsschutz !!!.

3.3.  Vergütung/Aufwandsentschädigungen

Ein Hauptmerkmal ehrenamtlicher Tätigkeit ist der Verzicht auf finanzielle Vergütung.

Scheuen Sie sich aber nicht nach sogenannten Aufwandsentschädigungen zu fragen. Manche Einrichtungen haben Mittel zur Verfügung, die sie an Ehrenamtliche weitergeben können. Auslagen für Materialkosten (für Bücher, Bastelmaterial usw.) werden in der Regel nach vorheriger Rücksprache übernommen.

Freies Essen, gemeinsame Ausflüge, Feiern, Fortbildungsangebote, Fahrtkostenerstattung, kleine Geschenke und “geringfügige Aufmerksamkeiten” gehören fast schon zum Standard in den Heimen.

Wenn Sie es steuerlich nutzen können, und die Einrichtung gemeinnützig ist, können auch Spendenbescheinigungen z.B. für die Fahrtkosten ausgestellt werden.

3.4.  Bescheinigungen

Nützlich kann sein, die Art, Dauer und den Ort der freiwilligen Tätigkeit als Qualifizierung nachzuweisen. Lassen Sie sich dazu bei Bedarf Ihr freiwilliges Engagement schriftlich bestätigen.

Dies gilt besonders für jüngere Ehrenamtliche.

3.5.  Arbeitslos und engagiert?

Wenn Sie arbeitslos sind und sich ehrenamtlich engagieren wollen, müssen Sie darauf achten, daß Ihr freiwilliges Engagement (einschließlich anderer Nebentätigkeiten) ein Zeitbudget von 15 Wochenstunden nicht überschreiten darf (§§ 117-118 SGB III). Ansonsten besteht die Gefahr, daß Ihre Bezüge vom Arbeitsamt gekürzt werden.

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4.  Der Aufbau einer Gruppe von Ehrenamtlichen

Mögliches Ablaufschema zum Aufbau einer Gruppe von Ehrenamtlichen:

4.1.  Konzeptionelle Überlegungen

      1. Konzeptionelle Überlegungen des Trägers/Leitung der Einrichtung

      a. Was soll angeboten werden?
      b. Welche Verbesserungen ergeben sich dadurch?
      c. Wer soll angesprochen werden?
      d. Wer begleitet die Gruppe dauerhaft?
      e. In welcher Zeit soll was, wie erreicht werden?

      2. Erweiterung der Überlegungen in einer größeren Gruppe der Einrichtung

      3. Einbindung der relevanten hauptamtlichen Gruppierungen

      a. Besuchsdienstgruppe -> Pflegemitarbeiter/Beschäftigungstherapie
      b. Beschäftigungsangebote -> Beschäftigungstherapie
      c. Kaffeedienst -> Hauswirtschaft

      4. Vorstellen der Gesamtkonzeption in der Einrichtung
       

4.2.  Informationen und Kontakte

      5. Kontakt zu potentiellen Multiplikatoren

      a. Interessierte Personen
      b. Kirchengemeinden

      6. Informationsveranstaltungen mit der Presse

      7. Konkrete Kontakte mit möglichen Interessenten

4.3.  Rekrutierung der Ehrenamtlichen

      8. Rekrutierung der Ehrenamtlichen durch :

      a. Zeitungsartikel
      b. Werbung – Prospekte
      c. Mund zu Mund Propaganda
      d. Über hauptamtliche Mitarbeiter
      e. Internet
      f. Infostände und öffentliche Aktionen

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5.  Die Erwartungen der Beteiligten – Ein “Streitgespräch” oder “strittige Punkte”?

Die Frage, ob ehrenamtliche Arbeit immer willkommen geheißen wird, ist per se nicht unstrittig:

    - Wollen alle Träger die ehrenamtliche Hilfe?
    - Wie ist die Sichtweise der hauptamtlichen Mitarbeiter?
    - Was sollen die ehrenamtlichen Mitarbeiter leisten?
    - Welche Stellung nehmen die Heimbewohner ein?
    - Schließen sich Ehrenamt und Professionalität nicht aus?

Oftmals ist das Bild geprägt von Erwartungen und Ängsten gleichermaßen.

Erwartungen der Heimbewohner

Erwartungen der hauptamtlichen Mitarbeiter

Erwartungen der Heimleitungen und Träger

Erwartungen der ehrenamtlichen Personen

Diese verschiedenen Gruppierungen haben jedoch nicht nur Erwartungen, sondern auch Ängste und Befürchtungen vor bzw. während der Kontaktaufnahme im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit.

Strittige Punkte sollten nicht geleugnet, sondern benannt werden.

Dies soll an dieser Stelle erfolgen

(Nähere Ausführungen finden Sie unter Punkt 8.)

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6.  Anforderungen an die ehrenamtlichen Mitarbeiter

6.1.  Generelle Anforderungen

    - Fähigkeit zur Empathie
    - Kenntnisse der Gesprächsführung
    - Allgemeiner positiv geprägter zwischenmenschlicher Umgang
    - Taktgefühl
    - Zuverlässigkeit in der Aufgabenerfüllung
    - Kontinuität in der Arbeit
    - Kenntnisse der Arbeitsabläufe in der stationären Altenhilfe
    - Bereitschaft zu “lernen”

6.2. Zusätzliche Anforderungen bei Besuchs- und Sterbebegleitungsdiensten

    - Beachtung der individuellen Religion der Heimbewohner
    - Religion, Ethik und Beten sind bedeutsam
    - Keine Missionierungsversuche am Sterbebett
    - Theorie der Beachtung der vitalen Funktionen (Haut/Atmung/usw.)
    - Ein besonderes Maß an Einfühlungsvermögen
    - Beschäftigung mit relevanten Themen des Alters- und Sterbens

6.3. Bedingungen für den Einsatz in der stationären Altenhilfe

    - Keine pflegerischen Pflichtaufgaben
    - Nur zusätzliche Dienstleistungen
    - Der Bewohner steht im Mittelpunkt der Tätigkeit
    - Es muss ein Konsens in Bezug auf die Tätigkeiten erzielt werden

6.4. Die “Pflege” der Ehrenamtlichen durch die Träger

    - Ein “hochrangiger” Ansprechpartner in der Einrichtung muss vorhanden sein
    - Das Personal – auch in der Pflege – muss für die Ehrenamtlichen Zeit haben
    - Regelmäßige Treffen und der Austausch ist wichtig
    - Inhaltliche Informationsabende sind für die ehrenamtlichen Besuchsdienst- und
    Sterbebegleitungsgruppen sind zwingend erforderlich
    - Die Rahmenbedingungen müssen geklärt sein

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7.  Themen zur Information und Schulung der Ehrenamtlichen

Mögliche Themen für Informationsabende der ehrenamtlichen Gruppen.

Bsp.: Besuchsdienst- und Sterbebegleitungsgruppen

    - Information zum Haus, Träger, Konzepte
    - Informationsabend durch bereits bestehende Gruppe
    - “Sterben und Tod”: Pflegende zwischen Professionalität und Hilflosigkeit
    - Depressionen im Alter
    - Verwirrtheitszustände von betagten Menschen
    - Möglichkeiten und Grenzen der Beschäftigungstherapie
    - Gesprächsführung
    - Biographisches Arbeiten
    - “Helfen” – Abstand halten, Abgrenzen können
    - Distanz und Nähe
    - Zuhören und verstehen
    - Mein eigener Glaube
    - Sterben – Zeit des Loslassens
    - Zum Umgang mit gesundheitlichen Einschränkungen
    - Validation (Akzeptanz der Verwirrtheit)
    - Rechtliche Aspekte im Heimalltag
    - Christliche Aussagen zu Tod und Auferstehung
    - Sterberituale und Sterbephasen
    - Praktische Übungen (Rollstuhl/Pflegebett/Gehwagen/usw.)
    - Trauerphasen
    - Gesundheitliche Probleme, Machtlosigkeit bei schwerer Krankheit, Apathie
    - Freundschaft im Alter
    - Vom Todesfall bis zur Beerdigung
    - Wahnvorstellungen im Alter (z.B.: Diebstahlswahn)
    - Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten
    - Erste-Hilfe bei pflegebedürftigen Menschen
    - Gewalt in der Altenhilfe
    - Schuldgefühle und Schuld
    - Musik bei schwerpflegebedürftigen Menschen

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8.  Resümee

Die nachfolgenden Nennungen wurden durch Befragungen bei den betroffenen Gruppierungen ermittelt und als – nicht bewertete – Auflistung zusammengestellt.

8.1.  Erwartungen der einzelnen Gruppierungen

    Der Bewohner erwartet:

    - Ansprechpartner mit Zeit
    - Informationen von “Außen”
    - Zuwendung
    - Trost
    - Unterstützung bei Besorgungen
    - Und hat auch “Keine Erwartungen”

    Der hauptamtliche Mitarbeiter erwartet:

    - Zeitersparnis
    - Delegation von (zeitintensiven) Tätigkeiten
    - Zeitgewinn nach Zeitinvestition
    - Längere Pausen für sich

    Heimleitung und Träger erwarten:

    - Erweiterung der eignen Angebote – ohne Mehrkosten
    - Unterstützung der hauptamtlichen Mitarbeiter
    - Werbeträger für die Einrichtung
    - Wahrgenommene und geäußerte Kritik nach innen
    - Hilfe und Unterstützung für die Heimbewohner
    - Anregung der Kommunikation zwischen den Gruppierungen

    Der ehrenamtliche Mitarbeiter erwartet:

    - Ich werde gebraucht
    - Helfen wollen
    - Gesellschaftliche Anerkennung der Tätigkeit – und seiner selbst
    - Sinnvoller Zeitvertreib
    - Spaß und Freude
    - Aufbau von neuen Kontakten und Bekanntschaften
    - Selbstverwirklichung und Selbsterkenntnis
    - Persönliche Fortentwicklung

8.2.  Probleme der einzelnen Gruppierungen

    Bewohner

    - Will seine Ruhe und keine Kontakte
    - Fühlt sich bedrängt
    - wird in seiner Erwartungshaltung enttäuscht

    Hauptamtliche Mitarbeiter

    - Noch jemand verlangt Rechenschaft
    - Zusätzliche Belastung durch vermehrte Nachfragen
    - Unstimmigkeiten und Ärger
    - Interna werden nach außen getragen
    - Kompetenz- und Abstimmungsprobleme

    Heimleitung und Träger

    - Unruhe durch Kompetenz- und Abstimmungsprobleme
    - Eigene Zeitaufwendungen für die Ehrenamtlichen
    - Wie sind die Ehrenamtlichen zu entlohnen bzw. zufriedenzustellen?
    - Wahrgenommene und geäußerte Kritik nach innen
    - Was dringt an Negativem nach außen?

    Ehrenamtliche Mitarbeiter

    - Sieht sich ausgenutzt
    - Wird als Laufbursche gebraucht
    - Kompetenz- und Abstimmungsprobleme
    - Erfährt die Ablehnung des Bewohners (Sofort oder im Laufe der Zeit)
    - Ernüchterung durch die “Schattenseiten des Alters/Pflegeheimes”

8.3. Die einzelnen Gruppierungen als Gewinner der ehrenamtlichen Arbeit

Beim aktiven Einsatz von ehrenamtlichen Personen gibt es nur “Gewinner”

    Die Heimbewohner/innen als Gewinner

    - Hat zusätzliche Ansprechpartner und findet evt. “neue Freunde”
    - Findet mehr Zeitpotentiale
    - Erhält zusätzliche Informationen aus dem Gemeinwesen
    - Der Alltag wird abwechslungsreicher
    - Hat ein zusätzliches “Sprachrohr” für seine Anliegen
    - Erhält eine höhere Lebensqualität

    Die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen als Gewinner

    - Wird durch die Ehrenamtlichen im Alltag entlastet
    - Erhält dadurch mehr eigene Freiräume im Alltag
    - Kann schwierige Situationen entkrampfen durch Delegation an Ehrenamtliche
    - Hat – nach dem Besuch – in der Regel entspanntere Heimbewohner
    - Erfährt Anerkennung für seine anstrengende Tätigkeit
    - Kann über Problemlagen informieren
    - Hat selbst zusätzliche Gesprächspartner
    - Erhält – indirekt – zusätzliche Informationen über das Wohlbefinden der Bewohner
    - Findet eventuell neutrale “Vermittler”

    Heimleitung und Träger als Gewinner

    - Stärkung des gemeinwesenorientierten Ansatzes
    - Stärkung der Kooperation mit dem

      o Ort
      o Stadtteil
      o Kirchengemeinde

    - Verdeutlicht die Transparenz der Einrichtung
    - Schafft potentielle Multiplikatoren in der Bevölkerung
    - Sichert durch die engen Kontakte eine bessere Auslastung in der Zukunft
    - Profitiert durch die “entspanntere” Situation in den Wohnbereichen
    - Verbessert das Dienstleistungsangebot der Einrichtung
    - Sichert und verbessert die gesellschaftliche Anerkennung
    - Erhöht die Belegungssicherheit der Einrichtung

    Der ehrenamtliche Helfer als Gewinner

    - Findet eine sinnvolle Aufgabe
    - Findet eine eigene Sinnstiftung und Selbsterkenntnis
    - Erhöhung der eigenen Kontakte durch die Heimbewohner und andere Ehrenamtliche
    - Sieht und erfährt seine Arbeit als Bereicherung des Alltags für Heimbewohner und auch die Pflegemitarbeiter
    - Bereicherung des eigenen Lebens

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9.  Thesen für die zukünftige Entwicklung der ehrenamtlichen Arbeit in der Altenhilfe

9.1.  Thesen zur Altenhilfe

Die zukünftige Arbeit in der stationären Altenhilfe wird problematischer.

Die qualitativen Anforderungen an die stationäre Altenhilfe werden steigen.

Die Personalressourcen werden – vor allem in bezug auf die Schwere der pflegebedürftigen Menschen – bestenfalls stagnieren, voraussichtlich jedoch sinken.

Die Sozialversicherungen werden keine zusätzlichen Geldmittel in das System bringen, sofern keine gesamtgesellschaftliche Veränderung der Wahrnehmung der Altenhilfe erfolgt.

Die Geldmittel der Sozialversicherungen werden immer nur die pflegerische Grundversorgung gewährleisten, die erforderlichen “weichen” Faktoren (Zuwendung, Zeit, Geborgenheit, usw.) aber nicht finanzieren.

Die Zunahme der gerontopsychiatrisch veränderten Menschen in der stationären Altenhilfe bringt einen – besonders – erhöhten Betreuungs-, Gesprächs- und Zeitaufwand mit sich.

Familiäre Bindungen werden sich zukünftig reduzieren, so dass die Heimbewohner noch stärker vereinsam können.

9.2.  Thesen zur ehrenamtlichen Arbeit

Ehrenamtliche Mitarbeiter können die Qualität der sozialpflegerischen Arbeit erhöhen.

Zusätzliche Aufgaben – vor allem in zwischenmenschlicher Hinsicht – sind weitgehend nur ehrenamtlich zu bewältigen.

Mit dem Einsatz von ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es nur Gewinner.

Nie waren die Chancen besser Ehrenamtliche für die – stationäre – Altenhilfe zu gewinnen als heute.

Dieser Optimismus begründet sich in folgenden Annahmen:

      a. Der Großteil der ehrenamtlichen Helfer ist zwischen 55 und 70 Jahre alt.
      b. Diese Bevölkerungsgruppe wird quantitativ stark anwachsen.
      c. Immer mehr Menschen sind in dieser Lebensspanne finanziell abgesichert.
      d. Freie Zeit wird zunehmend mit sinnstiftenden Aktivitäten ausgefüllt.

Auch europäische Firmen entdecken die ehrenamtliche Arbeit als sinnstiftendes – und auch profitsteigerndes – Element in der heutigen Zeit; mit deren Hilfe könnten weitere ehrenamtliche Ressourcen erschlossen werden.

9.3.  Thesen zur sozialpolitischen Bedeutung

Geld- und Personalressourcen werden gesamtgesellschaftlich diskutiert und verteilt.

Die Verteilung der Ressourcen ist sozialpolitisch gesteuert.

Die Altenhilfe hat – im Vergleich zu anderen Feldern der Sozialpolitik – eine sehr geringe Lobby.

Die Auswirkungen der fehlenden Lobbyarbeit manifestiert sich bereits heute in niedrigen finanziellen Ressourcen, die vor allem in den “weichen” Sektoren – Betreuung, Gesprächsführung, Freizeitgestaltung, usw. – zu Defiziten führt.

Bedingt durch die Finanzierungssystematik – ein Teil der Rechnung ist vom Nutzer selbst zu bezahlen – wird die Wahrnehmung “Viel Geld für wenig Leistung” in der Gesellschaft weiter tradiert.

Die Tagessätze in der stationären Altenhilfe – die im Vergleich der stationären Hilfen an letzter Stelle rangieren – entsprechen oftmals nur den Stundensätzen anderer Dienstleister.

Je mehr ehrenamtliche Menschen in der stationären Altenhilfe tätig werden, um so mehr Personen können diese sozialpolitischen Fehlentwicklungen beurteilen und berichtigen.

Ehrenamtliche können sozialpolitisch in doppelter Hinsicht wichtig und unersetzlich werden:

    1. Sie verbessern die konkrete Situation in den stationären Einrichtungen.
    2. Sie können als Multiplikatoren den sozialpolitischen Druck erhöhen, um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für das Arbeitsfeld der Altenhilfe zu realisieren.

    ENDE